Kampf dem Terrorismus der Mächtigen
Information über die Festnahme der fünf Anarchisten am Dienstagnachmittag, den 30. April, das gegen sie eingeleitete Strafverfahren und den Hunger- und Durststreik des Genossen Dimitris Hadjivasiliadis.
Am Dienstag den 30. April gegen 16 Uhr wurden die beiden Anarchisten Yannis Naxakis und Grigoris Sarafoudis in der Dekeleias Straße im Stadtbezirk Nea Filadelfia beim Verlassen eines Cafés festgenommen.
Gleichzeitig stürmte ein großes Polizeiaufgebot das Café und nahm die flüchtigen Anarchisten Argyris Ntalios, der versuchte aus dem Kessel auszubrechen, und Fivos Harisis-Poulos fest. Seit Mitte Februar 2013 hatte gegen beide Genossen ein Haftbefehl vorgelegen (nach dem doppelten Raubüberfall in Velventos–Kozani und der darauffolgenden Einkerkerung der Anarchisten Andreas-Dimitris Bourzoukos, Dimitris Politis, Nikos Romanos und Yannis Michailidis).
Der Anarchist Dimitris Hadjivasiliadis wurde ebenfalls in demselben Café in Nea Filadelfia festgenommen.
Alle fünf Genossen wurden in die Anti-Terrorismus-Abteilung im 12. Stock des Athener Polizeipräsidiums gebracht. Die beiden Genossen, die auf der Straße verhaftet wurden, und die beiden mit Haftbefehl Gesuchten trafen auf die Gewalt der staatlichen Hunde der Antiterrorismus-Abteilung. Der fünfte Genosse wurde gezwungen, zwölf Stunden lang mit Handschellen fest auf dem Rücken gefesselt zu stehen, was offiziell als Folter angesehen wird, und als er in eine Zelle gebracht wurde (eine der weißen Zellen im 12. Stock), blieb er immer noch mehrere Stunden in Handschellen.
Am selben Abend gaben die griechischen Sicherheitsbehörden einen Bericht heraus, in dem sie alle beschuldigt wurden, sich der Verhaftung widersetzt und falsche Aussagen gemacht zu haben, weil sich die fünf Anarchisten weigerten, sich fotografieren oder Fingerabdrücke und DNA-Proben abnehmen zu lassen, was schließlich aber mit Gewalt durchgeführt wurde. Zusätzlich wurden Naxakis, Sarafoudis und Hadjivasiliadis beschuldigt, Flüchtigen Unterschlupf gewährt zu haben.
Am Mittwoch den 1. Mai wurden alle Gefangenen zum Evelpidon Gericht gebracht, wo schon die Mediengeier lauerten, welche auf die Feindseligkeit der in Solidarität versammelten Genossinnen und Genossenen stießen. Die fünf Gefangenen standen ohne jede formelle Anklageschrift vor Staatsanwaltschaft und Vernehmungsbeamten. Einigen von ihnen wurde es nicht erlaubt, sich zuvor mit einem Verteidiger zu treffen, der ebenfalls bei der Anhörung anwesend sein würde. Dies geschah wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte solcher Fälle. Die Richter wandten ihre übliche Taktik an, die Voruntersuchung um zwei Tage zu verschieben, ungeachtet der Wünsche der Gefangenen. Ntalios, Harisis, Naxakis und Sarafoudis weigerten sich, eine Aussage zu machen. Hadjivasiliadis dagegen verlangte, sofort in Anwesenheit eines Verteidigers gehört zu werden. Seiner Forderung wurde nicht stattgegeben, also erklärte der Genosse, dass er bereits seit seiner Verhaftung sowohl Nahrungsmittel als auch Wasser verweigerte und seinen Hunger- und Durststreik fortsetzen werde, solange er in den weißen Zellen der Antiterrorismusfolterer eingesperrt sei. Zum Schluss machte er die Richter für seine verlängerte Gefangenschaft im 12. Stock des Polizeipräsidiums verantwortlich, wo die Bullen nur versuchten, einen Anklageschriftsatz gegen die drei Anarchisten, gegen die kein Haftbefehl vorlag, zu „fabrizieren“, um sie bereits vor der Verhandlung einkerkern lassen zu können.
Am Mittwochabend kamen die beiden ehemals Flüchtigen in Untersuchungshaft und Fivos Harisis und Argyris Ntalios wurden in das Gefängnis in Koridallos gebracht.
Am Donnerstag den 2. Mai wurden Ntalios, Harisis, Naxakis und Sarafoudis wegen vergangener Raubüberfälle angeklagt, aufgrund von „Untersuchungsergebnissen“ aus den ihnen mit Gewalt abgenommenen DNA-Proben. Außerdem erteilte ein Berufungsrichter, der solche Fälle behandelt, Sicherungsverwahrung für Yannis Naxakis und Grigoris Sarafoudis. Es wurde allen fünf in Nea Filadelfia Verhafteten eine Anklageschrift verlesen, in welcher sie der „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit der Absicht, Raubüberfälle zu begehen“ beschuldigt werden, in Entsprechung mit dem griechischen Antiterrorismus-Gesetz, ohne jeden unmittelbaren Beweis für Vorsatz oder Absicht vorzulegen – außer einiger servierter Orangensäfte auf dem Tisch der Cafeteria…
Inzwischen inszenierten die Bullen einen Psychokrieg gegen Hadjivasiliadis, um ihn am Weiterführen des Streiks zu hindern. Sie brachten Wasserflaschen in seine Zelle, „boten“ ihm immer wieder Essen und Wasser „an“ und drohten ihm damit, dass er noch viele weitere Tage dort bleiben müsse. Hadjivasiliadis und sein Verteidiger bestanden auf seinem Recht, ärztlich untersucht zu werden. Am Abend kam ein Arzt zu ihm und versicherte, dass er nicht in unmittelbarer Gefahr stünde, dass sich aber seine Verfassung jeden Moment verschlechtern könne. Der Arzt bat die Schließer außerdem, das Oberlicht der Zellentür offen zu lassen, damit der Streikende besser atmen könne.
Am Freitagmorgen des 3. Mai wurden die fünf Gefangenen erneut zum Evelpidon Gericht gebracht, wo sich nur ein paar Genossen und Verwandte versammelt hatten, um ihre Solidarität zu zeigen. Vier der Beschuldigten bestanden weiterhin darauf, keine Aussage zu machen. Dann verlasen Ntalios und Harisis einen Text in Solidarität mit dem Streikenden Hadjivasiliadis und erklärten, dass er ohne irgendeinen substantiellen Beweis gegen ihn gefangen gehalten wird. Die Richter hatten keine Grundlage dafür, den Verhafteten eine kriminelle Organisation aufzudrücken und erließen stattdessen Bewährungsauflagen für alle fünf.
Dennoch wurde Dimitris Hadjivasiliadis als einziger freigelassen und beendete seinen dreitägigen Hunger- und Durststreik.
Argyris Ntalios und Fivos Harisis wurden zurück nach Koridallos gebracht. Der Solidaritätsfonds für gefangene und strafverfolgte Kämpfende (Griechenland) gab ihre Adresse bekannt:
Fivos Harisis-Poulos – Argyris Ntalios
Dikastiki Filaki Koridallou, A Pteryga, 18110 Koridallos, Athen, Griechenland
Währenddessen befanden sich Yannis Naxakis und Grigoris Sarafoudis nach wie vor als wegen Banküberfalls Verdächtige in Untersuchungshaft in der Stadt Larissa in Erwartung des weiteren Verfahrens. Laut Mainstreammedien gab es für diese beiden Anarchisten eine Anhörung am Samstag den 4. Mai. Sie sollen zurück in Untersuchungshaft in das Gefängnis in Koridallos gebracht worden sein.
Weitere Updates werden folgen.
SOLIDARITÄT MIT ALLEN KÄMPFENDEN GEFANGENEN
Quelle: contrainfo.espiv.net
[En]
Information about the arrest of five anarchists on Tuesday noon, April 30th, the criminal proceedings against them, and the hunger/thirst strike of comrade Dimitris Hadjivasiliadis.
On Tuesday, April 30th, at around 4pm, anarchists Yannis Naxakis and Grigoris Sarafoudis were arrested on Dekeleias avenue in the district of Nea Filadelfeia, as they were coming out of a cafeteria.
At the same time, a large police force stormed the café and caught the anarchist fugitives Argyris Ntalios —who tried to break out of the kettle— and Fivos Harisis-Poulos. Both comrades had arrest warrants pending against them since mid-February 2013 (after the double robbery in Velventos–Kozani and the incarceration of anarchists Andreas-Dimitris Bourzoukos, Dimitris Politis, Nikos Romanos and Yannis Michailidis).
Anarchist Dimitris Hadjivasiliadis was also arrested inside the same cafeteria in Nea Filadelfeia.
All five were transferred to the anti-terrorism service on the 12th floor of the Athens police headquarters. The two comrades that were caught out on the street, as well as the two that were wanted by the authorities encountered the violence of statist dogs in the anti-terrorist office. The fifth comrade was forced to stand for twelve hours handcuffed tightly behind his back —what officially is considered torture— and when he was taken into a cell (the white cells of the 12th floor), he remained handcuffed for several hours.
The same evening, the Greek security force put out a report that accused all of them of resisting arrest and giving false testimony —because the five anarchists refused to give fingerprints, profiles or DNA samples, which were ultimately taken by force. In addition, Naxakis, Sarafoudis and Hadjivasiliadis were charged with harbouring fugitives.
On Wednesday noon, May 1st, the arrestees were all transferred to Evelpidon courts, where the media crows were lurking, and were met with the comrades’ hostility. The comrades stood before prosecutor and interrogator without any formal indictment and (for some) without being allowed to meet with a defense lawyer in advance that would also be present in the hearing, what perhaps occurred for the first time in the history of similar cases. The judges applied their usual tactic to postpone the preliminary hearing for two days regardless of the arrestees’ wishes. Ntalios, Harisis, Naxakis and Sarafoudis refused to make any statement. On the other hand, Hadjivasiliadis demanded that he be heard immediately with the presence of a defense lawyer. His demand was dismissed, so the comrade stated that he has denied food and water already from the moment of his arrest, and he goes on hunger/thirst strike for as long as he be locked up in the white cells of the antiterrorism torturers. Lastly, he held the judges responsible for his prolonged custody on the 12th floor of the Athens police headquarters, where the cops were attempting only to ‘manufacture’ an accusatory brief against the three anarchists for whom no warrants were outstanding in order to ask for their pretrial incarceration.
On Wednesday evening, preventive detention warrants were executed against the two ex-fugitives, and Fivos Harisis and Argyris Ntalios were transferred to Koridallos prison.
On Thursday, May 2nd, Ntalios, Harisis, Naxakis and Sarafoudis were charged in past robbery cases on the basis of ‘findings’ from DNA samples that were forcibly taken by them. Additionally, an appellate judge who handles such cases issued preventive detention warrants against Yannis Naxakis and Grigoris Sarafoudis. An indictment was presented to all five arrested in Nea Filadelfeia, including the accusation of ‘membership into a criminal organization with a view to committing robbery,’ in accordance with the Greek antiterrorist law, without exhibiting any direct evidence of premeditation or even intent, other than some orange juices served on the cafeteria table…
Meanwhile, on Thursday, the cops staged a psychological war on Hadjivasiliadis to make him stop the strike. They brought water bottles inside the cell, repeatedly ‘offered’ him food and water, and threatened him that he would stay there for many more days. Hadjivasiliadis and his lawyer insisted on his right to medical examination. A doctor came in at night, and assured that there was no immediate danger to him at this stage but his condition could deteriorate any moment. The doctor also told the human-guards to let the transom window of the cell’s door open, to help the striker breath more efficiently.
On Friday morning, May 3rd, the five anarchists were brought to Evelpidon courts once again, where only a few comrades and relatives were gathered in solidarity. Four of the accused insisted upon their refusal to make any statement. Then Ntalios and Harisis read a text in solidarity to striker Hadjivasiliadis, declaring that he is being held without any substantial evidence whatsoever against him. The judges had no basis to press criminal organization charges against the arrestees and set bail conditions instead for all five of them.
Nevertheless, Dimitris Hadjivasiliadis was the only one to be released, and thus stopped his three-day hunger and thirst strike.
Argyris Ntalios and Fivos Harisis were taken back to Koridallos. The Solidarity Fund for imprisoned and persecuted fighters (Greece) released their prison address:
Fivos Harisis-Poulos – Argyris Ntalios
Dikastiki Filaki Koridallou, A Pteryga, 18110 Koridallos, Athens, Greece
In the meantime, Yannis Naxakis and Grigoris Sarafoudis were still held as suspects in bank robbery case, awaiting further proceeding in the city of Larissa. According to mainstream media, these two anarchists were brought before an interrogator on Saturday, May 4th. They are said to be remanded and moved to Koridallos prison.
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